Wohin des Weges?

Karma Café

Die Evolution des Karma Cafés begann eigentlich schon etwa vor 8 Jahren. Damals schlüpfte die Idee als Joe’s Beach Bar. Nichts Ausgefallenes: einfach Reggae, Surfbretter, jede Menge bunter Cocktails, die pralle Freude eben… Vor etwa 4 Jahren entwickelte sich daraus Joe’s Hostel. Das hätte ich gerne in Konstanz eröffnet (weil es da so gut wie keins gibt), mit einem kleinen Bioladen mit drin, wo die Backpacker günstige Lebensmittel einkaufen können. Das Obst und Gemüse wollte ich von den Bauern aus der Region holen, hauptsächlich die liegengebliebenen Sachen. Also alles was zu klein, zu groß oder zu hässlich, aber noch gut ist. Dann hätten wir in der großen Hostelküche zusammen gekocht. Und wenn es keine Reisenden gibt (vor allem im Winter), würde ich die Betten mit Studenten auffüllen. In Konstanz das kleinste Problem. Das größte Problem dort sind jedoch die Immobilienpreise. Deshalb wurde das Ganze mal gestoppt. Falls das jetzt ein Millionär liest und sich in die Idee verliebt, darf er mich trotzdem gerne anschreiben.

Die Evolution machte vor etwa 2 Jahren einen kleinen Knick und entwickelte sich zurück zur einfachen Bar. Das waren die Donnerstagabende, als man selber in irgendwelchen Bars stand. Halb feiernd dass man 4 Tage wieder hinter sich gebracht hat, halb traurig dass man Freitag nochmal dahin musste, in diese komplizierte und unnötige Welt… Also haben wir uns ganz viele verschiedene Bars angeschaut und uns überlegt wie wir unsere gestalten könnten. Fliegt nach Barcelona, geht in die Bar „El Bosc de les Fades“ (www.tripadvisor.de/Attraction…) und stellt euch vor ihr könntet da jetzt noch auf einer Schaukel sitzen. Dann habt ihr eine ganz gute Vorstellung davon, was wir gerne gehabt hätten. Und natürlich mit verrückten Cocktail-Namen! Einen kräftigen Orange Utan (Wodka Orange) oder vielleicht eine heiße Milf, 43 (Likör 43 mit Milch)…

Nach der Idee mit den Müsliriegeln erweiterte ich dann die Bar mit dem Konzept des Startup Cafés. Ich habe mir gedacht, ich könnte als Cafébesitzer jungen Startups die Möglichkeit bieten, in meiner Küche ihre Rezepte zu testen. Ob es Müsliriegel sind, die besten Muffins der Stadt oder neue Pizzakreationen (doppelter Boden mit Käseschicht), es wäre eine reale Plattform diese Produkte zu testen. Ich gebe den Leuten eine Hygieneschulung, sie zaubern in meiner Küche herum und wir verkaufen das Ganze an die Kundschaft. Den Profit teilen wir uns auf und so hat jeder etwas davon. Die Kunden bekommen eine abwechslungsreiche Auswahl und die Startups können testen ob ihr Produkt gut ankommt und ob sich damit Geld verdienen lässt, ohne große Investitionen und Risiko. Und ich hätte immer wieder neue kreative Leute in der Küche und könnte Ideen voranbringen!

Einen sozialen Aspekt wollte ich auch mit einbauen. Mir hat die Geschichte von einer kleinen Pizzeria in Philadelphia so gefallen (www.rosasfreshpizza.com). Dort können Kunden Pizzastücke im Voraus bezahlen, die in Form von Post-It-Zetteln an die Wand geklebt werden. Wenn ein Obdachloser dann in den Laden kommt, kann er sich einen davon schnappen und damit sein Essen bezahlen. Dieses „Pay it forward“-Prinzip wollte ich auch integrieren. Die Idee war, neben einem normalen Menü auch ein Karma-Menü anzubieten. So könnte man einfach ein wenig mehr bezahlen und würde mit wenig Aufwand etwas Gutes tun. Wenn jemand die Idee mit dem Startup Café (+Bar) hier liest und das Ganze umsetzt, habe ich nichts dagegen. Mir würde das gefallen! Ich möchte dann aber eine Einladung bekommen und einen Super-Saiya-Gin Tonic aufs Haus.

Studium? Praktikum?

Für das alles hätte ich aber sehr viel Geld gebraucht. Dann doch vielleicht lieber etwas Kleines anfangen, das dann langsam wachsen kann. Ohne dass ich mich gleich unendlich verschulden muss. Also habe ich mir überlegt ob ich nochmal studieren soll, um mehr darüber zu lernen wie man nachhaltige Ideen umsetzt und finanziert. Ich habe dann nach Studiengängen gesucht, die die Themen Social Entrepreneurship und Innovation Management behandeln. Aber irgendetwas hat mich an der ganzen Sache gestört und mir ist dann auch eingefallen was: ich wollte eigentlich gar nicht mehr studieren. Ich wollte etwas in die Hand nehmen und einfach machen. Ich war davon überzeugt dass ich das schon irgendwie hinbekomme, wenn ich doch nur die passende Idee hätte.

Also habe ich weiter das Internet abgegrast, diesmal mehr nach praktischen Sachen: nachhaltige Jobs, grüne Jobs, Freiwilligenarbeit, usw…  Ich wollte mir andere Konzepte von innen anschauen, mithelfen und dann hoffentlich selber auf den fehlenden Gedankenblitz kommen. Irgendwann bin ich auf die Seite www.escapethecity.org gestoßen. Da findet man Jobs und Praktika auf der ganzen Welt, bei NGOs, sozialen Projekten oder Unternehmen. Dort fand ich dann die Social Starters (www.socialstarters.org). Sie boten ein 6wöchiges Programm in Sri Lanka an. Eine Woche Kurse über Social Entrepreneurship und Startup Methoden. Die restlichen 5 Wochen bekommt man ein soziales Startup zugeteilt und versucht diesem weiterzuhelfen, als Berater sozusagen. Das hörte sich richtig cool an, vor allem weil man selber mitmachen kann! Das wollte ich mir genauer anschauen…

Jobangebot

Dann kam auf einmal eine email. Ein Jobangebot einer anderen Firma. Der Abteilungsleiter dort kannte mich noch und wusste dass ich gekündigt hatte. Zufällig waren sie gleichzeitig auf der Suche nach einem Verpackungsentwickler in seinem Team. Wir haben eine Weile telefoniert und das hat sich wirklich interessant angehört. Viel bessere Aufgaben als in meinem letzten Job, mehr Verantwortung, ein eigener Bereich mit Produktionslinien wo ich entwickeln und testen kann. Aber eben auch wieder ein größerer Betrieb mit ähnlichen Strukturen wie beim letzten Mal. Und ich sollte so bald wie möglich anfangen.

Ein paar Wochen vorher hatte ich mir noch geschworen dass ich mich erst einmal von solchen Firmen fernhalte. Aber ich habe halt auch noch nichts richtig auf die Beine gestellt in der Zwischenzeit. Und so einfach werde ich wohl nie wieder an einen Job kommen. Vor allem nicht an solch einen. Ich würde viel dabei lernen und hätte danach noch mehr Möglichkeiten. Wer weiß, vielleicht könnte ich ja dort nachhaltigere Materialien durchsetzen. Und es würde wieder Geld reinkommen. Also noch mehr Startkapital für das Karma Cafe oder sonst eine Idee in der Zukunft… Es sah also so aus, als würde das gerade richtig kommen.

Da war sie also wieder, die dunkle Seite der Macht. Und sie hatte einen Keks für mich…

 

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