Das ist das Schöne am Reisen. Es gibt keine Routine. Ich habe jetzt schon einige Länder bereist, aber sitze immer noch aufgeregt wie ein kleines Kind im Flugzeug. Keinen blassen Schimmer, was mich da erwartet. Herrlich! Einfach nur da sitzen und sich wegbewegen, weg von dieser hektischen Welt. Weg von all den Plänen und dem Kalenderleben. Kein Montag bis Freitag, keine verplanten Wochenenden schon Monate im Voraus. Jetzt kommt ein aufregender neuer Tag, der nächste wird auch einer, mehr muss ich erst einmal nicht wissen. Ich mache mir ja schon meine Vorstellungen und überlege, was da auf mich zukommen könnte. Aber das ist nicht so wichtig, es kommt eh wieder alles anders. Nur die eine Sache ist sicher: ich werde etwas erleben. Wird es gut? Wird es schlecht? Weg mit den beiden Wörtern, dann wird die ganze Sache einfacher. Räum nochmal in deinem Kopf auf und mach Platz für etwas Neues. Und dann lass dich überraschen. Vom Leben. Steig aus dem Flieger aus, atme ein und schau dich um.
Neue Stadt
Ja…eingeatmet, umgeschaut und ich bin gleich mal überfordert. Wie so oft. Als Dorfkind in einer hektischen Stadt, voll mit Tuk Tuks und Bussen, das ist einfach zuviel. Dank meinem Auslandssemester in Ecuador konnte ich mittlerweile Matrix-mäßig den Autos ausweichen, aber manche Straßen in Colombo waren dann doch nochmal ein anderes Level. Wenn es keine Ampel in der Nähe gibt und die Straße breit genug ist, um einen ganzen Actionfilm von der einen Seite zur anderen zu drehen. Gut dass Tuk Tuks nichts wiegen und einen Wildunfall mit einem großen Weißbrot wie mir mit aller Macht vermeiden.
Und wenn man auf einer Seite zu lange stehen bleibt, kommen sie aus allen Richtungen. Deine persönlichen Stadtführer, Verkäufer und neuen Freunde. Wenn man mit meiner Hautfarbe und Planlosigkeit herumläuft, wird man eben schnell zur Zielscheibe. Später habe ich dann herausgefunden, dass meine ersten Schritte auf der Hotel- und Einkaufsstraße Nummer Eins waren und es noch genügend andere angenehmere Stadtteile in Colombo gibt. Und Fußgängerampeln!
Neue Menschen
Und gerade in den Stadtteilen wo man keinem oder nur wenigen Touristen auf der Straße begegnet, merkt man richtig, wie herzlich die Menschen sind. Immer wieder ein freundliches Gesicht, das dich anlächelt. Immer wieder wird man angesprochen, wo man denn herkommt und wie einem Sri Lanka gefällt. Und auch wenn Colombo wie eine hektische Stadt wirkt, die Menschen haben etwas Entspanntes und Angenehmes an sich. Da trägt sicher auch der Buddhismus einen Großteil dazu bei, der von drei Vierteln der Bevölkerung gelebt wird.
Und das ist auch wahrscheinlich das, was mich an Sri Lanka bis heute am meisten beeindruckt. Dieser Optimismus, diese positive Einstellung. Das Land hat so viel durchmachen müssen. Der 26jährige Bürgerkrieg ging bis 2009, mit einem blutigen Ende. Dazu kam noch der Tsunami, der im Jahr 2004 das halbe Land verwüstete. Ich habe so viele Menschen getroffen, die mir von ihren Schicksalsschlägen und Erlebnissen erzählt haben. Aber irgendwie hat keiner von ihnen gejammert oder sich beschwert, dass ihm das alles widerfahren ist. Sie erzählten ihre Geschichte eher mit Stolz, dass sie das durchgemacht haben und es ihnen trotzdem noch gut geht. Oft mit glasigen Augen, aber immer nach vorne schauend.
Neues Essen
Und das Essen ist der Wahnsinn! Wenn man keine Probleme mit einer laufenden Nase hat und scharfes Essen mag, dann ist Sri Lanka ein Traum! Die hauen das Chili und die anderen Gewürze löffelweise rein. Das ist eine ganz schöne Party im Mund und irgendwie werden alle Geschmacksnerven völlig abgedeckt. Das ist so lecker, man könnte den ganzen Tag weiterfuttern. Es gibt hauptsächlich Reis mit verschiedenen Currys, die aus Soßen mit Fleisch, Fisch oder Gemüse bestehen. Mit den Händen essen musste ich erst lernen, das ist gar nicht so leicht. Man darf ja nur die rechte Hand nehmen, denn die linke ist die Arschhand (dazu gleich mehr). Dann sollte man den Reis mit den Currys vermischen und daraus einen kleinen Klumpen formen. Den nimmt man dann mit den Fingern wie mit einer Schaufel auf und schiebt ihn schließlich mit dem Daumen in den Mund. Das mit dem Klumpen kriege ich immer noch nicht richtig hin, aber schaufeln und schieben funktioniert ganz gut.
Neues Klo
Die kleine Handbrause neben dem Klo, die Dusche für den Hintern. Die hing da schon die ganze Zeit. Aber ich hatte Respekt vor dem Teil, das sah nach einer ziemlichen Sauerei aus. Wie bleiben da die Klamotten trocken? Früher oder später trainiere ich das mal in aller Ruhe. Aber am Anfang nehme ich lieber Klopapier, dachte ich. Das kenne ich und das kann ich.
Später kam dann doch viel früher und es kam wie es kommen musste. Da stand ich auf einmal, im Klo eines Restaurants und die Lage prüfend. Alles da, nur kein Klopapier. Es war ein ungeplanter Boxenstopp und nichts mehr zu machen. Also was tun? Ich wusste, dass ich nur noch ein paar Sekunden hatte, um mir etwas einfallen zu lassen. Ich ging lieber auf Nummer sicher und zog mich einfach komplett aus. Meine Klamotten hing ich fein säuberlich auf, wie in einem Agentenfilm. Als ich dann aber nackt da saß und die Hand gegen die Tür drückte, weil das Schloß kaputt war, kam ich mir nicht mehr so cool vor. Wäre da ein Einheimischer reingestürmt, hätte er eine ordentliche Überraschung erlebt…
Aber ich muss sagen, es funktioniert wirklich gut. Die Brause hält man mit der rechten Hand und mit der linken wischt man ab. Hygienischer kann man sein Geschäft nicht abschließen! Ich war begeistert und vermiss das Ding hier in Deutschland. Was wir hier anstellen, ist einfach nur noch falsch und grob!
So, die beiden Hände waren nun trainiert und ich war für mein Abenteuer in Sri Lanka gerüstet. Ich war schon richtig gespannt auf den Good Market, wem ich da helfen kann und was mich sonst so erwartet…
Haha, herzlich gelacht!